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Radioaktivität richtig messen!

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Wer misst misst Mist!


Richtiges Messen mit einem Geigerzähler ist garnicht so einfach – auch ich mache noch immer Fehler:-). Erschwerend kommt hinzu, dass es ja nicht nur eine Messgrösse für radioaktive Strahlung gibt und dass die diversen Einheiten oft sehr kompliziert erklärt werden!

Fakt: Wer einfach mit einem Geigerzähler die CPS/CPM oder µSv/h misst und damit eine Aussage trifft oder noch schlimmer, unterschiedliche Geräte miteinander vergleicht, liegt oft falsch d.h. misst Mist resp. misst korrekt aber interpretiert falsch:-)

RD1008 vs. PRM-9000

RD1008 vs. PRM-9000 – Radioaktivität richtig messen!

Radioaktivität richtig messen – Die Einflüsse

Was beeinflusst die Anzeige eines Geigerzählers, was ist dafür verantwortlich, wenn zwei Geräte unter selbigen Umständen stark abweichende Mess-Ergebnisse anzeigen?

  1. Die Bauart des Zählrohrs
  2. Das Material des Zählrohrs
  3. Die Dicke und das Material des Endfensters vom Zählrohr
  4. Die geometrische Anordnung des Zählrohrs im Gerät
  5. Das Ansprechsverhalten des Zählrohrs auf gewisse Radionuklide
  6. Die Eichung / Kalibrierung des Gerätes
  7. Die Tot-Zeit des Zählrohrs
  8. Der Anwender (Messfehler, Unachtsamkeiten)
  9. weitere Punkte

Es gibt also ganz viele Dinge die einen erheblichen Einfluss auf das Messergebnis haben und die es einem Laien (und auch vielen Profis) kaum möglich machen auch nur zwei Messgeräte unterschiedlicher Hersteller miteinander zu vergleichen und sachlich zu beurteilen!

Oft werden auch die Begriffe „Genauigkeit“ und „Sensibilität“ nicht verstanden und das eine für das andere gehalten! Die Genauigkeit (kalibriert/geeicht) hat mit der Sensibilität absolut NICHTS zu tun!

Die Genauigkeit

Def. Genauigkeit: wie genau stimmt der angezeigte Messwert verglichen mit einem Referenz-Objekt (oft Cs-137 für Gamma-Zählrohre oder Co-60 für Beta-Zählrohre). Bsp. ein Co-60 Referenz-Strahler hat 2000Bq im definierten Abstand, mein Gerät zeigt aber nur 1850Bq an. Dann haben wir eine absolute „Ungenauigkeit“ meines Gerätes von 150Bq.

Die Sensibilität

Def. Sensibilität (Effizienz): wie viel der tatsächlich vorhandenen (oder von einem Objekt ausgehenden) Strahlung (Aktivität) kann mein Gerät messen „sehen“. Ein Gerät mit 60% Effizienz bez. Sr-90 ist sensibler als eines mit 45% Effizienz bez. Sr-90! Entscheidend ist aber vor allem auch die aktive Messfläche des Detektors. Darum ist der PRM-9000 noch sensibler als der schon sehr sensible RD1008! Das heisst aber nicht, dass der Inspector genauer ist! Ich würde sogar behaupten, dass mit extrem sensiblen Geräten viel mehr Mist gemessen wird…

=> siehe all die youtube Videos:-)

Sensibilität der Zählrohre berücksichtigen – aber bitte vor dem Vergleich unterschiedlich sensibler Geigerzähler

Ein Fehler den ich selber lange gemacht habe ist, dass ich Geräte verglichen habe die eigentlich nicht vergleichbar sind, weil die Zählrohre eine jeweils unterschiedliche Sensibilität aufwiesen. Um hier wirklich vergleichen zu können, muss ich die Sensibilität beider zu vergleichender Geräte kennen und zwar bezüglich der betreffenden Radionuklide! z.Bsp. XY CPM/mR/h oder XY CPS/Bq/cm² oder XY% oder XY CPS/µSv/h oder counts/µR (für Gamma üblicherweise bez. Cs-137 – sollte der Bezug nicht bei beiden Geräten zum selben Radionuklid gegeben sein, muss umgerechnet werden, sofern der Hersteller die Daten bekannt gibt!).

=> /cm² muss auf Detektorfläche hochgerechnet werden (z.Bsp. XY * 15.55 cm²)

=> XY = irgend ein Zahlenwert!

=> es ist oft frustrierend, weil jeder Hersteller die Sensibilität/Effizienz anders angibt!

Berechnen der wirklichen Aktivität (Stärke der Strahlung) eines Objektes durch Berücksichtigung der Effizienz des Zählrohres

Um hier eine richtige Aussage zu erhalten, darf theoretisch nur ein Radionuklid gemessen werden und dieses muss natürlich bekannt sein! Weiter muss die Effizienz des Zählrohres für dieses Radionuklid bekannt sein (z.Bsp. 60% oder 12 CPS/Bq/cm² für Sr-90).

Wenn ich also Sr-90 mit 700 CPS messe und die 60% meines Geigerzählers nehme, rechne ich wie folgt (die 700 CPS sind 60%):

Aktivität in Bq = (100*700)/60 = 1167 CPS

Das heisst also, dass mein Objekt in Wahrheit 1167 CPS an Aktivität „um sich schleudert“. Von denen aber ein Zählrohr mit 60% Effizienz für genau das Radionuklid – das für die Strahlung meines Objektes verantwortlich ist, in unserem Fall Sr-90 — nur 700 CPS „sehen“ kann! Hätte es 100% Effizienz würde es 1167 sehen!

Kontrolle: 60% von 1167 = 1167 * 0.6 = 700 CPS

Was ist eigentlich Bq + µSv/h resp. µSv wirklich

Unter µSv versteht man die Äquivalentsdosis. Sie kann nur für ein ganz bestimmtes Radionuklid, auf die der betreffende Geigerzähler geeicht ist, wirklich stimmen! Damit wird bei obigen 700 CPS noch die Art der Strahlung (Alpha / Beta / Gamma) und deren Energie (660kEV) berücksichtigt. Der Sinn: die Äquivalentsdosis soll die Wirkung / Schädlichkeit von Strahlung im Körpergewebe von Tier und Mensch zum Ausdruck bringen! Damit können die 700 CPS von einem Stoff der eine höhere Energie aussendet einen höheren µSv – Wert anzeigen, als die 700 CPS von  einem anderen Stoff mit weniger Energie!

Selbiges gilt auch für die Strahlenarten! 700 CPS von einem Alpha-Strahler ergeben weit höhere µSv – Werte als 700 CPS von einem Gamma- oder Beta-Strahler!

Die ÄQUIVALENT(S)-Dosis hat also zum Ziel, unterschiedlich wirksame Strahlungsarten (und deren unterschiedliche Natur + Energie) vergleichbarer zu machen d.h. äquivalent!

Wenn man nun noch den Faktor Zeit berücksichtigt, während der man sich einer Strahlungsquelle aussetzt, dann ergibt sich die Dosisleistung in µSv/h.

Setze ich mich während einer Stunde 1 µSv aus, ergibt sich daraus 1 µSv/h.

Wenn also mein Geigerzähler 1 µSv/h anzeigt, dann bedeutet dies, dass der Punkt den ich messe wenn ich diesen nun während einer Stunde dieser Strahlung aussetze, eine biologisch wirksame Dosis von 1 µSv erhält!

Becquerel = die Aktivität eines Stoffes / Objektes. Wenn von einem Objekt 500 Bq ausgehen, so hat das ganze Objekt eine Aktivität von 500 „Kernzerfällen pro Sekunde“. 

Becquerel/L oder /cm² wäre dann die spezifische Aktivität.